Samstag, 25. Februar 2017
stanimia, 20:28h
Benedict Anderson war ein amerikanischer Politikwissenschaftler britisch-irischer
Herkunft und emeritierter Professor für International Studies an der Cornell University,
der vor allem durch den geprägten Begriff der Nation als "vorgestellter Gemeinschaft"
(imagined community) bekannt wurde. Der Autor thematisiert die Voraussetzungen für
die Entstehung von Nationen/Nationalstaaten und welche Funktionen das
Bildungssystem in den Kolonien hinsichtlich der kolonialen Strukturen sowie der
Entstehung von Nationalstaaten erfüllte. Der Autor definiert zunächst den Begriff
"Nation". Sie ist eine vorgestellte, begrenzte und souveräne politische Gemeinschaft.
"Vorgestellt", da alle Mitglieder in der Nation die meisten anderen nicht kennen oder
ihnen niemals begegnen, aber im Kopf eines jeden die Vorstellung ihrer Gemeinschaft
existiert. "Begrenzt", weil selbst die größte Gruppe innerhalb variabler Grenzen leben.
Die Nationen träumen davon, frei zu sein. Das Symbol für diese Freiheit ist der
"souveräne" Staat. Schließlich wird die Nation als "Gemeinschaft" angesehen,
unabhängig von Ungleichheit und Ausbeutung als gemeinschaftlicher Verbund.
Nach Ende des 1. Weltkrieges und mit der Bildung es Völkerbundes 1922 entstanden
die ersten legitimierten Nationalstaaten. Die traditionellen Dynastien fanden ihr Ende
und die Kolonialmächte lösten sich von ihren imperialistischen Gedanken und
entwickelten zunehmend ein Nationalbewusstsein. Der Ursprung für die Entwicklung
von Nationalstaaten war die Bildung einer gemeinsamen Sprache, die von den
Kolonialmächten in die Kolonien getragen wurde. Dieses Modell einer Nationalsprache
war für die nicht-europäischen Staaten ein funktionierendes Gebilde für eine
Gemeinschaft. Dieses neue nationale Prinzip verbunden mit den alten traditionellen
Formen des Britisch Empires zu einem legitimierten Nationalismus nennt der Autor
"Russifizierung". Die Probleme, die vor allem die europäischen
Verwaltungseinrichtungen mit sich gebracht haben, wurden im 20. Jahrhundert durch
den technologischen Fortschritt überwunden. Durch Zunahme der Mobilität haben die
Menschen in den Metropolen und in den Kolonien die Möglichkeit bekommen,
uneingeschränkt zu reisen. Das führte dazu, dass die Menschen zweisprachig
aufwachsen konnten und sich somit ihr Zusammengehörigkeitsgefühlt verstärkt hat. Da viele Kolonialreiche sehr großflächig waren, benötigte man eine Vielzahl an von
zweisprachigen Verwaltungsangestellten.
Ein weiterer Grund für die Entstehung von Nationalstaaten war der Ausweitung des
Bildungssystems. Die Menschen in den Kolonien hatten somit die Möglichkeit die
Nationalsprache und die Geschichte der Kolonialmächte zu erlernen. Dieser
sprachliche, kulturelle und gesellschaftliche Austausch hat sich vorweigend mit den
jungen Menschen beschäftigt. Sie sollten das Fundament für eine nationalistische sowie
dynamische und fortschrittliche Gesellschaft in den Kolonien darstellen. Die staatlichen
Schulen in den Kolonien waren moderne und zentralisierte Einrichtungen, die die breite
Bevölkerung erreichen konnte, so dass nationale Strukturen entstanden sind. Allerdings
konnte auch die Bildung von neuen Nationalstaaten allgemeine rassistische Denkweisen
nicht ganz beheben, denn die Einheimischen in den Kolonien wurden als einheitlich
minderwertig und die Kolonialherrscher als überlegen angesehen.
Die Kolonialherrscher verfolgten mit der Vereinheitlichung des Verwaltungs- und
Bildungssystems erstens, dass die alten traditionellen politischen und kulturellen
Bindungen innerhalb der Kolonialvölker abgeschafft werden sollten und zweitens, dass
sich durch gute einheitliche Bildung eine neue politische und zuverlässige Elite für den
aufwendigen Verwaltungsapparat in den Kolonien bilden konnte. Dabei unterschieden
Kolonialherrscher im Beispiel Vietnam auch zwischen strebsamen Vietnamensen und
unstrebsamen Khmer und Laoten bei der Verteilung von Verwaltungs- und
Unternehmensposten. Dies war dann auch wieder ein Grund für die Bildung von
nationalistischen Revolten. Weiter verdeutlicht der Autor, dass die einheitliche Sprache
das Medium ist, durch das die lokale Sprache vorgestellt wird und somit eine besondere
Solidarität herstellt. Doch die Sprache sollte keine nationalistische Ideologie als Symbol
wie Flaggen, Trachten und dergleichen hervorbringen. Vielmehr dient die Sprache als
integrativ, so dass auch Analphabeten in eine Gemeinschaft integriert werden können.
Das zunehmende Aufkommen von gesellschaftlichen Medien hilft dabei auch die
Nationalsprache in einem Nationalstaat flächendeckend zu verbreiten.
Als Beispiel für eine Vielfalt von Sprachen in einem Nationalstaat, die keine Kolonie
war, fügt der Autor die Schweiz an. Der Nationalismus breitete sich in der Schweiz im
19. Jahrhundert im Zuge der europäisch-nationalistischen Bewegungen aus.
Volksgruppen aus den Nachbarländern mit verschiedenen Landessprachen siedelten sich
dann der Schweiz an. Wegen wirtschaftlicher und politischer Unbeständigkeiten
bildeten sich nationalistische Bewegungen, die sich gegen äußere Feinde richteten.
Dabei nahm die Sprache den Platz für einzelne Volksgruppen an. Der Unterschied zu einer zweisprachigen Volksgruppe, die über eine einsprachige Gruppe in den
Kolonien herrschte, war der, dass die Zweitsprache nicht von ehemaligen
Kolonialherrschen, sondern von Nachbarländern übertragen wurde. Der Autor folgert
abschließend, dass der Nationalismus in den Kolonialgebieten in Asien und Afrika in
ihren Usrprüngen eine Antwort auf den Imperialismus der Kolonialmächte war. Die
Schlüsselfigur des Nationalismus war die Entwicklung eines Nationalbewusstseins mit
Hilfe von Sprach- und Bildungsentwicklung.
Herkunft und emeritierter Professor für International Studies an der Cornell University,
der vor allem durch den geprägten Begriff der Nation als "vorgestellter Gemeinschaft"
(imagined community) bekannt wurde. Der Autor thematisiert die Voraussetzungen für
die Entstehung von Nationen/Nationalstaaten und welche Funktionen das
Bildungssystem in den Kolonien hinsichtlich der kolonialen Strukturen sowie der
Entstehung von Nationalstaaten erfüllte. Der Autor definiert zunächst den Begriff
"Nation". Sie ist eine vorgestellte, begrenzte und souveräne politische Gemeinschaft.
"Vorgestellt", da alle Mitglieder in der Nation die meisten anderen nicht kennen oder
ihnen niemals begegnen, aber im Kopf eines jeden die Vorstellung ihrer Gemeinschaft
existiert. "Begrenzt", weil selbst die größte Gruppe innerhalb variabler Grenzen leben.
Die Nationen träumen davon, frei zu sein. Das Symbol für diese Freiheit ist der
"souveräne" Staat. Schließlich wird die Nation als "Gemeinschaft" angesehen,
unabhängig von Ungleichheit und Ausbeutung als gemeinschaftlicher Verbund.
Nach Ende des 1. Weltkrieges und mit der Bildung es Völkerbundes 1922 entstanden
die ersten legitimierten Nationalstaaten. Die traditionellen Dynastien fanden ihr Ende
und die Kolonialmächte lösten sich von ihren imperialistischen Gedanken und
entwickelten zunehmend ein Nationalbewusstsein. Der Ursprung für die Entwicklung
von Nationalstaaten war die Bildung einer gemeinsamen Sprache, die von den
Kolonialmächten in die Kolonien getragen wurde. Dieses Modell einer Nationalsprache
war für die nicht-europäischen Staaten ein funktionierendes Gebilde für eine
Gemeinschaft. Dieses neue nationale Prinzip verbunden mit den alten traditionellen
Formen des Britisch Empires zu einem legitimierten Nationalismus nennt der Autor
"Russifizierung". Die Probleme, die vor allem die europäischen
Verwaltungseinrichtungen mit sich gebracht haben, wurden im 20. Jahrhundert durch
den technologischen Fortschritt überwunden. Durch Zunahme der Mobilität haben die
Menschen in den Metropolen und in den Kolonien die Möglichkeit bekommen,
uneingeschränkt zu reisen. Das führte dazu, dass die Menschen zweisprachig
aufwachsen konnten und sich somit ihr Zusammengehörigkeitsgefühlt verstärkt hat. Da viele Kolonialreiche sehr großflächig waren, benötigte man eine Vielzahl an von
zweisprachigen Verwaltungsangestellten.
Ein weiterer Grund für die Entstehung von Nationalstaaten war der Ausweitung des
Bildungssystems. Die Menschen in den Kolonien hatten somit die Möglichkeit die
Nationalsprache und die Geschichte der Kolonialmächte zu erlernen. Dieser
sprachliche, kulturelle und gesellschaftliche Austausch hat sich vorweigend mit den
jungen Menschen beschäftigt. Sie sollten das Fundament für eine nationalistische sowie
dynamische und fortschrittliche Gesellschaft in den Kolonien darstellen. Die staatlichen
Schulen in den Kolonien waren moderne und zentralisierte Einrichtungen, die die breite
Bevölkerung erreichen konnte, so dass nationale Strukturen entstanden sind. Allerdings
konnte auch die Bildung von neuen Nationalstaaten allgemeine rassistische Denkweisen
nicht ganz beheben, denn die Einheimischen in den Kolonien wurden als einheitlich
minderwertig und die Kolonialherrscher als überlegen angesehen.
Die Kolonialherrscher verfolgten mit der Vereinheitlichung des Verwaltungs- und
Bildungssystems erstens, dass die alten traditionellen politischen und kulturellen
Bindungen innerhalb der Kolonialvölker abgeschafft werden sollten und zweitens, dass
sich durch gute einheitliche Bildung eine neue politische und zuverlässige Elite für den
aufwendigen Verwaltungsapparat in den Kolonien bilden konnte. Dabei unterschieden
Kolonialherrscher im Beispiel Vietnam auch zwischen strebsamen Vietnamensen und
unstrebsamen Khmer und Laoten bei der Verteilung von Verwaltungs- und
Unternehmensposten. Dies war dann auch wieder ein Grund für die Bildung von
nationalistischen Revolten. Weiter verdeutlicht der Autor, dass die einheitliche Sprache
das Medium ist, durch das die lokale Sprache vorgestellt wird und somit eine besondere
Solidarität herstellt. Doch die Sprache sollte keine nationalistische Ideologie als Symbol
wie Flaggen, Trachten und dergleichen hervorbringen. Vielmehr dient die Sprache als
integrativ, so dass auch Analphabeten in eine Gemeinschaft integriert werden können.
Das zunehmende Aufkommen von gesellschaftlichen Medien hilft dabei auch die
Nationalsprache in einem Nationalstaat flächendeckend zu verbreiten.
Als Beispiel für eine Vielfalt von Sprachen in einem Nationalstaat, die keine Kolonie
war, fügt der Autor die Schweiz an. Der Nationalismus breitete sich in der Schweiz im
19. Jahrhundert im Zuge der europäisch-nationalistischen Bewegungen aus.
Volksgruppen aus den Nachbarländern mit verschiedenen Landessprachen siedelten sich
dann der Schweiz an. Wegen wirtschaftlicher und politischer Unbeständigkeiten
bildeten sich nationalistische Bewegungen, die sich gegen äußere Feinde richteten.
Dabei nahm die Sprache den Platz für einzelne Volksgruppen an. Der Unterschied zu einer zweisprachigen Volksgruppe, die über eine einsprachige Gruppe in den
Kolonien herrschte, war der, dass die Zweitsprache nicht von ehemaligen
Kolonialherrschen, sondern von Nachbarländern übertragen wurde. Der Autor folgert
abschließend, dass der Nationalismus in den Kolonialgebieten in Asien und Afrika in
ihren Usrprüngen eine Antwort auf den Imperialismus der Kolonialmächte war. Die
Schlüsselfigur des Nationalismus war die Entwicklung eines Nationalbewusstseins mit
Hilfe von Sprach- und Bildungsentwicklung.
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